Die folgenden Zeilen schreibe ich für meine sich neu ans Internet wagenden Kollegen. Es geht mir dabei nicht um Aerzte, die mit allen erdenklichen Einrichtungen und Hilfen begütert sind, sondern um die einfacheren Kollegen, vielleicht irgendwo in einer kleinen Praxis.
Ich habe mich nun schon einige Zeit mit diesem Thema befasst und kann darum einige Ueberlegungen und Erfahrungen berichten. Allerdings bin ich kein Top-Fachmann und es sind mehr subjektive Eindrücke und Anregungen.
Ich beziehe mich auf schweizerische Verhältnisse.Einige einführende Bemerkungen zum Internet, nicht speziell für ärztliche Bedürfnisse, habe ich ebenfalls in Bearbeitung.
Beim Telefon genügt eine normale Telefonleitung. Natürlich ist ISDN schneller, aber das bloss deswegen einzurichten, ist übertrieben. Ein grösseres Problem ist das Besetzthalten der Leitung. Die Kommunikation mit dem Internet belegt die Leitung wie ein normales Telefongespräch oder eine Faxübermittlung. Es gibt kurze Internet-Einsätze (zB. Lesen der elektronischen Post (eMail)), aber oft ist die Telefonleitung auch längere Zeit belegt. Ein Arzt der zB. Notfalldienst leistet, muss sich dann überlegen, wie er in dieser Situation Notfall-Telefonanrufe hören kann. Das hängt z.B. davon ab, wie die Telefonanlage im Haus eingerichtet ist.
Das Modem schliesst den Computer an die Telefonsteckdose an. Eine Uebertragungsgeschwindigkeit 33600b/s (oder mehr) wäre nicht schlecht. 33600 sind gegenwärtig günstig (zB. 50 Fr .) zu erhalten, da bereits die nächstschnelle Generation Einzug hielt. Bezüglich Uebertragungsgeschwindigkeit muss man auch nicht übertreiben, denn eine sehr schnelle Einrichtung macht den vom Provider zur Verfügung gestellten Datenstrom auch nicht schneller. Es verhält sich ähnlich wie mit einem sehr schnellen Auto, das im Kolonnenverkehr nur langsam fahren kann.
Es ist nicht unbedingt eine superschneller Computer erforderlich. Besonders aufwendig wäre v.A. die Uebermittlung von grossen detailreichen Bildern. Für den alltäglichen Gebrauch (vorwiegend Texte) kann statt einem Pentium durchaus ein etwas älterer Computer verwendet werden, zB. ein 486er. Es ist egal, ob es sich um einen PC oder einen Mac handelt.
Ich rate dringend davon ab, das Internet auf einer Maschine anzuschliessen, auf der sich sehr wichtige Daten (Abrechnungen, persönliche medizinische Dokumente) befinden. Also nicht den Praxis-Haupt-PC, sondern zB. einen Occasions-Zweitcomputer verwenden.
Siehe vorläufig die allgemeine Anleitung für Internet-Programme)
Da ein Arzt auf seinem PC sehr vertrauliche Daten haben kann, muss er sich besonders mit Sicherheitsproblemen befassen. Diese werden durch Anschluss ans Internet verstärkt. Es bestehen Bedrohungen für die Integrität des Computersystems (zB. können Software-Viren das mühsam konfigurierte System bedrohen) und auf dem Computer liegende, evt. sehr persönliche Daten können ausspioniert werden. Diese Angriffe können mit zeitlichem Abstand in mehreren Schritten erfolgen.
Man muss dabei nicht nur an kriminelle Absicht denken, sondern auch an Leute, die das als "Sport" betreiben.
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass auch sonst der PC ein hohes Risiko für das ärztliche Geheimnis bedeutet. Wenn die Daten auf der Harddisk nicht mit einem guten System verschlüsselt sind, können sie zB. von Bastlern gelesen werden, die sich mit Schrott von ausgedienten Computern beschäftigen. Auch sind solche Dateien sehr rasch von Schnüfflern kopiert.
Auch sogenannt gelöschte Dateien sind normalerweise noch gut lesbar, wenn man ein wenig davon versteht.
Noch wesentlich schlimmer: sogenannt gelöschte Daten können irgendwo in "Leeräume" in anderen Dateien (auch von renommierten weitherum verbreiteten Standardprogrammen) zu liegen kommen! Wird zB. der Festplatten-Platz einer "gelöschten" (oder "verschobenen") Datei vertraulichen Inhalts später zum Abspeichern eines anderen Dokuments verwendet, so können vetrauliche Informationen dauerhaft in das neue Dokument gelangen, also zB. bei ahnungslosem Weitergeben zB. eines Briefes auf Diskette oder eMail weiterverbreitet werden. Zum Auffinden dieser mit dem üblicherweise verwendeten Programm unsichtbaren Information genügt ein ganz simpler Texteditor!
Die meisten gängigen Passwort-Systeme (zB. von Word) bieten einem durchschnittlich versierten Eindringling nur wenige Minuten Widerstand.
Beim Lesen eines normalen (ASCII-) Textes vom Internet besteht kein Risiko. Das Starten eines Programms das vom Internet stammt kann hingegen allerhand Unheil anrichten. Ein bloss auf der Harddisk gespeichertes Programm macht keine Probleme, solange es nicht gestartet wird.
Dumm ist nun aber, dass es auch Programme gibt, die nicht leicht als solche erkennbar sind. So können zB. Word-Dokumente oder Excel-Tabellen sogenannte Makros enthalten, also kleine Programme. Werden diese Dateien geöffnet (zum Lesen etc.) so können diese eingebauten kleinen Programme zur Ausführung gelangen und Unheil anrichten (oder solches für später vorbereiten).
Auch Dateien im HTML-Format neueren Datums können kleine Programme enthalten.Diese Situation haben wir u.A. Microsoft zu verdanken, die mit Sicherheitsproblemen im PC-Bereich (Windows 3.1 und 95/98 etc.) und in ihren Internet-Programmen nicht gerade zimperlich vorging. Auf dem Internet wurden bewährte rel. sichere Standards rücksichtslos zerstört.
Homepages, die Java / Java-Script oder Active-X Progrämmchen enthalten, können gefährlich sein. Siehe z.B. diese Ausführungen über active-X.
Wenn immer möglich: Schalten Sie im Netscape Java-Script (und auch Java) aus (im Menu unter Optionen/Network Preferences/Languages - oder neuer: Edit/Preferences/advanced)! Bei sehr vertrauenswürdigen Seiten kann man das ja mal einschalten (und beim Ersteller der Seite reklamieren...)
Im Browser von Microsoft (Internet Explorer) können nun auch entsprechende Einstellungen gewählt werden: Im Internetexplorer 5 fand ich das unter Extras/InternetOptionen/Sicherheit.
Nein, nur wenn sie verschlüsselt sind, zB. mit Pretty Good Privacy (PGP). Sonst ist eMail etwa so öffentlich wie eine Postkarte.
Für den Mail-Austausch unter Schweizer Aerzten bietet sich der Provider HIN (von der FMH auserwählt) an und bietet eine Möglichkeit, unter den Teilnehmern verschlüsselt Meldungen zu übertragen. Dazu dient ein ASAS-Tunnel, der die Mails zwischen dem Absender und dem Hin-Provider verschlüsselt übermitteln kann und auch von Hin zu einem (am hin teilnehmenden(!)) Empfänger wiederum verschlüsselt transportiert. Somit kann man sich z.B. über einen anderen Provider einwählen, der die eMails etc. nicht lesen kann, und von dort aus an Hin gelangen, wie dies mit dem einfachen Hin-Abonnement der FMH leicht möglich ist. Holt man die Mails bei Hin per ASAS-Tunnel ab, so sind sie verschlüsselt transportiert. Allerdings liegen die Meldungen, soweit ich verstanden habe, bei Hin selber nicht unbedingt in verschlüsselter Form vor, und die Meldung ist nur dann immer verschlüsselt unterwegs, wenn beide Teilnehmer eines eMailaustausches den Hin-ASAS-Tunnel benützen. Somit wird PGP keineswegs überflüssig, es ermöglicht überdies auch, mit nicht- Hin-Teilnehmern in der ganzen Welt verschlüsselte Mails ohne Zusatzkosten auszutauschen.
Wegen der Einführung von nicht normierten HTML-Elementen durch grosse Software-Firmen sind bestimmte Homepages manchmal nur noch mit bestimmten Browsern befriedigend lesbar, was schade ist. Ein einheitliches Format für das Einbinden von Klang besteht leider noch nicht, was zu Problemen führen kann. Es bestehen auch die weiter oben erwähnten Sicherheitsprobleme. Viele älteren Interent-Dienste werden z.Zt. auf Homepages mittels erweiterten HTML-Mitteln nachgebaut. Das geht aber oft nur mit eingeschaltetem Java-Script oder Active-X, dann sind eben die Sicherheitsprobleme grösser.
Zur Suche von Homepages mit bestimmten Themen gibt es verschiedene Suchmaschinen. Mittels der Eingabe von Stichworten werden dann Homepages gefunden. Man muss mit den verschiedenen Suchmaschinen etwas experimentieren, sie arbeiten unterschiedlich.
Die bekannteste Datenbank ist Medline. Es handelt sich um eine grosse Sammlung von Zusammenfassungen (Abstracts) von medizinischen Artikeln. Medline ist auf CD-ROM erhältlich (teuer) aber eben auch via Internet abrufbar (billiger und z.T. erst noch aktueller). Es finden sich immer wieder Homepages, wo Medline kostenlos abrufbar ist. Man kann auch eine meist bescheidene Abonnementsgebühr bezahlen und hat dann einen besseren und konstanteren Zugang zu Medline und anderen Datenbanken.
Gute Medline-Zugänge findet man immer wieder von Infomed zusammengestellt, (eine ohnehin sehr empfehlenswerte Adresse ! ). Ich bin mit Healthgate meist gut gefahren.
Zusammengestellt von Hansruedi Epprecht.
Letzte Aenderung: 16.01.2006
Einzelne Teile der Homepage werden momentan einer eingehenden Revision unterworfen. Bei Problemen bitte ich um Mitteilung.
Weitere medizinische Links: www.ewurzel.ch/epprecht/med.html
Verwenden Sie die Suchfunktion Ihres Browsers zur Textsuche auf gefundenen grossen Seiten!